Milieusensible Jugendarbeit

Vom 5.-7. Dezember fand in Kassel die Referententagung des deutschen EC-Verbandes statt. Spannend ist schon der Sachverhalt, dass dieser evangelikal und früher traditionsorientierte Jugendverband sich für drei Tage das Thema „Milieusensible Jugendarbeit“ gegeben hatte.

Vor allem viererlei wurde thematisiert und deutlich:

  • Jugendarbeit geschieht weitgehend milieuverengt. Es dominiert immer noch eine Vorstellung von der Jugend. In größeren Städten gibt es gezielte Versuche der Milieuüberschreitung. Prägend sind die Gemeinden und – Gnadauer – Gemeinschaften, in deren Auftrag Jugendarbeit geschieht und die diese Arbeitszweige auch finanzieren.
  • Spannend ist ein Blick auf die hauseigene geistliche Verpflichtung, in der Werte der Kontinuität, Treue, Verpflichtung und Konstanz dominieren. Hilfreich und weitere Zielgruppen gewinnend wären Formulierungen, die das Thema Nachfolge aus einer anderen Mindset-Perspektive alternativ erschließen etwa im Sinne der Wertschätzung von Aufbruch, Flexibilität, Mobilität, Innovation und Kreativität.
  • Verständlich und dominant ist die Erwartung, dass die Jugendlichen, die gewonnen werden, in die bestehenden Gemeinden integriert werden und diese verstärken, sowie deren Fortbestand sichern. An dieser Stelle bot die Lebensweltperspektive die Möglichkeit, einen ohnehin schon bestehenden Eindruck zu präzisieren und zu verstärken: Die mentale Differenz zwischen den bestehenden Gemeinden und Gemeinschaften und den Jugendgruppen ist so groß, dass eine Brücke vielfach nicht möglich scheint.
  • Die Überlegung liegt nahe, in Analogie und Aufnahme des Jugendkirchen-Konzeptes Gemeinde- und Gemeinschaftsformen eigenen Formats anzubieten, um jungen Menschen eine geistliche Heimat zu geben, die sie sehr häufig in den bestehenden Formaten nicht finden. Das stellt allerdings vor erhebliche politische und administrative Herausforderungen.

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